Diskretionsbeschallung (Sound Masking)
Diskretion, ja bitte!
Diskretion ist Ehrensache. Doch nicht jede Situation lässt diese zu, insbesondere bei typischen Raumkonstellationen in mittleren bis großen Büros und Konferenzräumen, kleinen Besprechungszonen (Huddle Rooms), in einem Kundenberatungszentrum (Customer-Care-Center) oder Telefon-Beratungszentrum (Call Centre). In der Regel möchte der Informationsgeber den Kreis der Informationsempfänger kontrolliert einschränken. Andererseits fühlt sich auch mancher Gesprächskreis in seiner Arbeit durch unerwünschte, für ihn nicht bestimmte, Kommunikation von außen gestört, was letztendlich die Arbeitseffizienz beeinträchtigt. Das konsequente Abschirmen von verständlichen Gesprächsinhalten sollte daher in beide Ausbreitungsrichtungen bewertet werden.
Aus eigener Erfahrung heraus, aber auch durch Studien belegt sind es insbesondere verständliche Gespräche untereinander oder Telefonate Einzelner, welche die anderen – nicht an diesen Gesprächen beteiligten – Personen stören. Hintergrundgeräusche, wie Lüftung oder ähnliches, werden hingegen weniger als störend empfunden. Jene Studien zeigen, dass in Großraumbüros die verbale Kommunikation um bis zu 70 % sinkt, hingegen ein Anstieg von 20 bis 50 % bei der Nutzung von Messenger-Diensten und Email-Kommunikation untereinander zu verzeichnen ist. Es besteht also eine reale Option Großraumkommunikation zu verbessern und die Effizienz der Arbeitszeit der Mitarbeiter zu steigern, in dem die raumakustische Umgebung effektiv gestaltet wird.
Historische Entwicklung
Erste Berichte über das Kaschieren von Geräuschen sind aus den 1940er Jahren überliefert, vereinzelt aus den 1930er. Hierbei spielte ein Zahnarzt seinen Patienten ein stochastisches Signal über Kopfhörer ein, um das Geräusch des Bohrers zu kaschieren. Hierbei wurde der Effekt des Knochenschalls unterschätzt. In den 1960er Jahren entwickelte ein deutsches Team aus Quickborn ein Maskierungssystem für amerikanische Büros, da dort der Trend zu offenen Büros ging. Die Geiger-Hamme Laboratories entwickelten daraus einen Standard, der ab den 1970er vorrangig in den USA eingesetzt wurde. Bedingt durch elektronische Möglichkeiten kamen in den 1980er Jahren diverse, mehr oder minder effektive „Masker“ auf den Markt. Die Wirksamkeit der Raumakustik blieb hierbei meist unberücksichtigt.
Allgemeine Informationen fasste die Richtlinie VBI 2569 (Schallschutz und akustische Gestaltung im Büro) erstmals 1990, dann detaillierter erst in ihrem Entwurf 2016 zusammen. Sie beschreibt die Lärmwirkung im Büro, insbesondere die akustische Behaglichkeit als Grundlage menschlicher Motivation und Leistungsfähigkeit sowie Geräuschquellen im Büro. Sie beinhaltet zudem Angaben zu Klassifizierungen, Empfehlungen zum Schallschutz und der Raumakustik. Ein wichtiger Hinweis ist darin jener auf die Vorplanung, der verdeutlicht, dass Maßnahmen rechtzeitig, also bereits in der Planung der Büroräume einfließen sollten, um eine sinnvolle Wirksamkeit wirtschaftlich zu erzielen.
Aktive und passive Schallminderung
Das unkenntlich machen, maskieren (engl.: masking) von Worten ist zunächst von Schalleliminierung zu unterscheiden. Beim Maskieren ist das Gesprochene zwar teils noch hörbar, jedoch nicht mehr verständlich, zumindest so stark in seiner Verständlichkeit reduziert, dass Gesprächsinhalte nicht mehr in ihrem Kontext und ihrer Komplexität vom Außenstehenden verstanden werden können.
Beim Eliminieren von Schall wird durch spezielle akustische Konzepte (engl.: active noise control) – umgangssprachlich auch Antischalltechnik genannt – das Geräusch quasi eliminiert respektive gelöscht (engl.: active noise cancellation, kurz ANC). Diese Form von Lärmkompensation findet meist in der Industrie bei Maschinen oder bei Schallschutzkopfhörern im allgemeinen Anwendung. Den theoretischen Idealfall stellt dabei ein 1:1 gespiegeltes, invertiertes Signal dar, welches demnach mit dem Originalsignal zu 100% interferiert und folglich gänzlich auslöscht.
Die beiden vorgenannten Technologien sind grundsätzlich aktive Systeme. Elektronik oder Digitaltechnik (DSP) bearbeitet dabei den relevanten Frequenzbereich, die Zeitdomäne, die Phasenlage und Amplitude. Im Gegensatz dazu steht der passive Schallschutz, wie er sich typisch durch die Raumakustik realisieren lässt. Nötige bauliche oder geometrische Maßnahmen sind allerdings leider nicht immer möglich, respektive architektonisch gewünscht. Grundsätzlich gilt, dass der Schall, der sich erst gar nicht ausbreitet, der am effektivsten geminderte Schallanteil ist.
Das akustische ABC
Bei der Bewertung der Gesamtsituation von Kommunikationsbereichen ist die Schallausbreitung im Detail zu beurteilen. Dabei spielt der direkte Schallpfad, jener über Reflexionen und der durch Absorption geminderte Schall eine Rolle. Für optimale Bedingungen ist zudem die Geräuschkulisse (messtechnisch) zu erfassen und zu integrieren. Für eine Veranschaulichung der Wechselbeziehungen wurde das sogenannte „akustische ABC“ erdacht. Hierbei steht, aus dem Englischen kommend, das A für Absorption (dt.: Absorption), B für Blocking (dt.: hemmen, blockieren) und C für Cover (dt.: überdecken, verschleiern) der Information zwischen betroffenen Bereichen.
Das Maskieren von Geräuschen
Vereinfacht ausgedrückt läßt sich die Wirkungsweise aller Systeme an folgendem Beispiel darstellen: Unterhält man sich vom Spültisch aus in normaler Lautstärke mit einer Person im Nebenzimmer ist ein Gespräch problemlos möglich. Fließt jedoch dabei Wasser aus dem Wasserhahn ist die Verständlichkeit deutlich reduziert, teils unmöglich. Man bedient sich also dem so genannten Maskierungseffekt.
Dank moderner Komponenten und akustischer Wissenschaft sind Systeme zur Geräuschmaskierung heutzutage effektiv planbar und architektonisch gut integrierbar. Der Einsatz aktiver und passiver Akustik ist dabei stets geschickt abzuwägen, die baulichen Gegebenheiten entsprechend fachlich zu bewerten. Gesamtheitlich spielt die Psychoakustik zu jeder Zeit eine wesentliche Rolle.
Mehr Effizienz in diskreter Kommunikationssphäre
Sound Masking ist eine wirksame und hilfreiche Technologie Gespräche entspannter, konsequenter und vor allem diskreter zu führen. Dank Sound Masking Systemen lassen sich moderne Kommunikationsbereiche schaffen, die einen diskreten sowie ungestörten Gesprächsverlauf ermöglichen und somit die Produktivität von und das Vertrauen in Besprechungen deutlich steigern. Umliegende Arbeitsbereiche profitieren ebenso davon, da sie durch geschlossene Besprechungsgruppen nicht mehr gestört oder sogar von der Arbeit abgelenkt werden.
Noise Masking Systeme können dauerhaft betrieben werden, automatisch zeitbezogen oder situationsbedingt ein- und ausgeschaltet werden. Moderne Systeme arbeiten sehr energieeffizient und können dabei weit über 6.000 qm Bürofläche abdecken. In der Regel besteht für ein solches System kein / kaum Wartungsaufwand. Eine harmonische, teils „unsichtbare“ Integration in die Architektur ist zumeist ebenso möglich.
Die technische Lösung auf der einen Seite sowie die wahrnehmungsakustischen Randbedingungen auf der anderen Seite sind gleichberechtigt zu harmonisieren um eine unaufdringliche, nicht störende Akustik mit bestmöglichen Kommunikationsbedingungen zu erzielen. Durch gezielte Planung können solche Systeme hochwirksam und wirtschaftlich in das bestehende, zu renovierende oder neu zu bauende Objekt integriert werden. Wir planen solche Systeme interdisziplinär mit dem Nutzer und der Architektur unter Zuhilfenahme von akustischen Simulationsprogrammen um eine effektive Abdeckung unter betriebswirtschaftlichen Aspekten zu erhalten.